Abstecher in die Dolomiten (Südtirol): 21.08. - 22.08.2015
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- Kategorie: Erfahrungsberichte
- Veröffentlicht: Freitag, 22. Januar 2016 15:21
- Geschrieben von Mark
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oder: Auf den Spuren des 1. Weltkrieges
Am 20. August 2015 geht es los zu unserem diesjährigen Sommerurlaub ans Meer nach Italien. Wir wollen uns den Weg nach Jesolo etwas versüßen und machen einen kurzen Halt in Füssen bei den Königschlössern, besuchen die Highline 179 in Reutte (die längste Fussgängerhängebrücke der Welt) und machen einen kurzen Stopp in den Dolomiten. Genauer gesagt am Passo Falzarego. Aber erstmal der Reihe nach.



Donnerstag mittags geht es los in Richtung Füssen. Auf dem Wohnmobilstellplatz in Füssen ergattern wir am frühen Abend einer der letzten freien Stellplätze. Am Abend nach einer Stärkung machen wir noch einen Schönen Sparziergang am Ufer des Forggensee. Am nächsten Morgen satteln wir die Drahtesel und radeln in Richtung der Königschlösser. Die Strecke ist gut mit Radwegen ausgebaut und fast eben. In Hohenschwangau parken wir die Räder und gehen zu Fuß weiter. Unser Ziel war eigentlich die Marienbrücke um den schönen Blick auf das Schloss Neuschwanstein zu genießen. Leider ist Marienbrücke seit einiger Zeit wegen Bauarbeiten geschlossen. Unserer Laune tat das jedoch keinen Abbruch.



Am Nachmittag fuhren wir weiter Richtung Reutte. Wir wollten auf die Burgruine Ehrenberg wandern, und die Highline 179 besichtigten. Die längste Fussgängerhängebrücke der Welt. Der Aufstieg zur Ehrenberg bzw. der Zugang zur Highline 179 ist gut ausgebaut und zügig erreicht. An diesem schönen Sommertag ist natürlich einiges los, aber die Highline 179 ist für die Familie ein tolles und unvergessliches Erlebnis.



Spät nachmittags setzen wir unsere Fahrt vor. Wir haben noch ein ganzes Stück vor uns über den Fernpass, nach Innsbruck über den Brenner und dann in die Dolomiten. Gegen 22 Uhr abends kommen wir auf dem Passo Falzarego an. Der Parkplatz an der Talstation zum Lagazuoi ist gut besucht mit Wohnmobilen, fast ausschließlich Italiener. Wir reihen uns mit ein und genießen erstmal die Nachtruhe. Der Passo Falzarego liegt auf einer Höhe 2105 m. Die 1909 erbaute Passstrasse war der schwierigste Streckenabschnitt der Dolomitenstrasse von Bozen nach Cortina d'Amprezzo. Bekannt wurde das Gebiet durch den 1. Weltkrieg von 1915 - 1918. Die Frontlinie lief hier direkt entlang wo sich vor ca. 100 Jahren Italiener und Österreicher bekriegt haben.



In dem Lagazuoi gibt es ein riesiges Höhlensystem welches heute wieder teilweise frei zugänglich ist. Der Gipfel des Lagazuoi (2762m) ist über mehrere Wege erreichbar. Zum einen der ganz bequeme Weg mit der Bergbahn, es gibt zusätzlich noch einen gut ausgebauten Wanderweg ohne technische Schwierigkeiten. Etwas beschwerlicher ist der Weg durch das Stollensystem. Hier ist auf alle Fälle ein Helm und eine Taschenlampe ratsam. Man kann das Höhlensystem im Übrigen in beide Richtungen begehen. Es geht hier im Berg ca. 1000 Meter rauf oder runter mit unzähligen Abzweigungen, Nebenstollen und wieder hergerichteten Räumen aus dem 1. Weltkrieg. Dazu später mehr. Der 4. und auch anspruchvollste Zustieg auf den Lagazuoi ist der Kaiserjägersteig. Dieser leichte Klettersteig der Kategorie A/B wird unsere morgige Aufstiegsroute darstellen, wir sind schon total gespannt. Der kriegshistorische Steig ist auch für trittsichere Kinder geeignet, es ist ratsam für Sicherungszwecke einen Steinschlaghelm und ein Seil/Klettersteigset mitzuführen.



Nach einem entspannten Frühstück in unserem Wohnmobil geht es bei strahlendem Sonnenschein los. Die ersten Meter folgen wir dem breiten Weg in Richtung des Lagazuoi. Nach einer viertel Stunden erreichen wir die Abzweigung zum Kaiserjägersteig. Von hier kann man auch einen Blick auf die Cengia Martini werfen, davon hören wir später noch mal. Nach den vorab gelesenen Beschreibungen sollte das ganze auch für unsere Kids machbar sein und wir schlagen diesen Weg ein. Ein schmaler Pfad führt uns unterhalb des Bergmassivs leicht ansteigend erstmal Richtung Westen. Erst auf Gras, zwischen Latschen und dann immer wieder auch über Geröll. Wenn man etwas Ausschau hält sieht man unterwegs immer wieder Kletterer in den Felswänden des Lagazoui. Ebenfalls interessant sind die alten Stellungen und Schützengräben der Frontlinie aus dem ersten Weltrkieg welche sich leicht abseits des Weges befinden, allerdings problemlos zu erreichen sind. Hier gibt es auch sehr viele wilde Edelweiß, ein herrlicher Anblick für den Naturliebhaber, pflücken ist natürlich verboten. Nachdem wir alle Schützengräben erkundet haben geht es weiter auf dem Pfad, so langsam näheren wir uns dem Fuß der Felswand. Inzwischen haben wir gut 2/3 unterhalb der Felswand gequert und kommen so langsam an den Einstieg des eigentlichen Klettersteigs.



Eine steile Rinne gesichert mit großen Querbalken ist die erste größere Herausforderung. Die großen Felsstufen in der Rinne benötigen schon ab und an mal die Hände, vor allem bei den kleineren Wegbegleitern. Am Ende der Rinne sind wir auch direkt an der Felswand, und es geht stetig weiter nach oben. Nach wenigen Augenblicken können wir auch die Seilbrücke aus Stahl sehen, ein weiteres Highlight der Tour. Der Tiefblick ist fantastisch, die Brücke ist aber wirklich gut zu überqueren. Direkt nach der Seilbrücke kommt der anspruchvollste Teil der Tour. Ein schmales Band führt direkt am Fels entlang, ein Teil des Bandes ist aber nicht mehr so wirklich vorhanden, von daher ist es hier zum einen ganz schön ausgesetzt und auch etwas knifflig für die Kinder. Wir konnten aber die Passage super meistern, kein Problem. Für die nicht so ganz erfahrenen Geher empfiehlt sich hier auf alle Fälle entweder einen Klettergurt mit Klettersteigset oder eben ein Stück Seil mit im Rucksack zu haben. Nach dieser Passage geht es über den Fels und längere Gehpassagen nochmal ein ganzes Stück nach oben, die wichtigen Stellen sind immer wieder mit Drahtseilen gesichert und technisch unschwierig.
Unsere Kinder können es kaum erwarten den Gipfel zu erreichen, und endlich ist es soweit. Über den Kaiserjägersteigt erreichen wir direkt neben dem Gipfelkreuz den Lagazuoi. Die Aussicht ist fantastisch, man hat einen herrlichen Rundumblick auf die benachbarten Gipfel und Täler. Noch haben wir strahlenden Sonnenschein und genehmigen uns erst mal eine ausgiebige Brotzeit und erlaben uns an der tollen Aussicht. Ein kalter Wind pfeift einem hier oben um die Ohren, man merkt die Höhe von fast 2800 m. Die Nähe zur Bergbahn ist unverkennbar. Auf dem Gipfel ist einiges los, auch die bekannten Sandalentouristen tummeln sich hier. Das ist auch kein Wunder wenn man sich den Weg von der Bergstation bis zum Gipfelkreuz ansieht. Ich habe selten einen so breiten und ebenen Weg auf dem Gipfel eines Berges gesehen. Inzwischen ziehen ein paar Wolken auf, wir machen uns auf den Weg in Richtung Bergstation.



Hinter der Bergstation ist der Abstieg in Richtung des Höhlensystems, man kann den Abstieg eigentlich nicht verpassen. Dies soll unsere Abstiegsroute werden. Es geht im Fels steil bergab, unschwierig und immer an den relevanten Stellen mit Hilfsmitteln gesichert. An einigen Stellen müssen wir warten und den Gegenverkehr passieren lassen. Auch hier oben gibt es noch jede Menge alte Schützengräben zu bewundern, es ist wirklich beeindruckend was man hier zu sehen bekommt. Nach etwa 20 Minuten erreichen wir den Einstieg in den Tunnel. Eine oder mehrere Taschenlampen oder Stirnlampen sind hier Pflicht, es ist hier stockfinster und es gibt keinerlei Beleuchtung. Ein Helm ist in den engen Höhlen ebenfalls empfehlenswert, die Deckenhöhe liegt oftmals unterhalb der normalen Körpergröße und man muss ab und an den Kopf einziehen. Auch hier ist immer wieder mit Gegenverkehr zu rechnen, auch sollte man auf nasse und rutschige Stellen Acht geben, welche in der Dunkelheit leicht übersehen werden.



Nun stecken wir mitten in der Dunkelheit und gehen immer weiter in den Berg hinein. Es ist wirklich unglaublich was hier vor über 100 Jahren geschaffen wurde. Es gibt unzählige Seitengänge, Kammern, immer wieder Schützenstellung nach draußen oder Quergänge. Vereinzelt wurde auch Bereiche wieder hergestellt mit einem alten MG oder ein Aufenthaltsraum. Wirklich beeindruckend, auch wenn der Abstieg - je länger er dauert - auch ganz schön anstrengend ist und in die Knochen geht. Dennoch, eine überaus lohnenswerte Route.



Am Ende des Höhensystems hat man noch die Möglichkeit zur Cengia Martini zu gehen, eine der wichtigsten Frontstellungen im 1. Weltrkieg. Die Gehzeit auf dem grasigen Felsband "Martini" dauert ca. 15 Minuten. Ich bin mal kurz dahin gejoggt, während der Rest der Familie sich eine kleine Pause verdient hatte. Anschließend haben wir uns gemeinsam an den restlichen Abstieg auf dem Normalweg zurück zur Bergstation des Lagazuoi gemacht. Überglücklich und überwältigt über das erlebte und gesehene erreichten wir mit den Kindern wieder unser Wohnmobil. Am Kaffee auf der Passhöhe gab es noch eine frische heiße Milch, bzw. für uns einen Cappuccino bevor die Reise weiter ans Meer bei Venedig geht.



Fazit: Der Passo Falzarego ist eine überaus interessante Ausgangsposition für unzählige Wanderungen in unmittelbarer Umgebung. Sehr imposant ist das riesige Stollensystem und die alten Schützenstellungen aus dem 1. Weltkrieg.
Auswertung der GPS-Daten
Mit dem sog. GPS-Track kann u.a. mit Programmen wie Google Earth der Routenverlauf betrachtet werden. "Google Earth" verwendet das Dateiformat .kmz (=komprimiert) bzw. .kml. Öffnet man die KMZ-Datei bzw. KML-Datei in "Google Earth", wird man automatisch zu den in den Dateien gespeicherten Orten (Koordinaten) geleitet.

Route und Profil:
- Online: Online GPS-Viewer URL: http://www.wanderpfa.de/touren/2015dolomiten/Dolomiten.gpx
- GPS-Tracks: .kml / .gpx