"Uli Auffermann: Im Schatten der Nordwand: Triumph und Tragödie an Matterhorn - Eiger - Grandes Jorasses"

Das Buch "Im Schatten der Nordwand: Triumph und Tragödie an Matterhorn - Eiger - Grandes Jorasses" von Uli Auffermann ist im Bruckmann-Verlag erschienen.

Auf was darf man bei diesem Buch gespannt sein? Nun, nachdem ich das Buch aus der Hand gelegt habe kann ich nur sagen: Der Mythos "unbezwingbarer" Berge ist nachwievor lebendig. Autor Uli Auffermann, den mit Anderl Heckmaier, einem der Erstbesteiger der Eiger Nordwand, bis zu seinem Tode in 2005 eine langjährige persönliche Freundschaft verband, widmet in seinem neuesten Werk zunächst viele Seiten den einstigen Pionieren und Helden alpiner Großtaten. Alle standen damals vor der Herausforderung, die "letzten Probleme der Alpen" (Zitat Anderl Heckmair) anzugehen - und das nach Möglichkeit noch vor den Anderen. Gemeint waren und sind bis heute die lange Zeit als unbezwingbar geglaubten Nordwände von Eiger, Matterhorn und Grand Jorasses. In seinem Buch spannt der Autor den Bogen vom sprichwörtlichen Drang der Bergvagabunden der Jahrhundertwende des 18./19. JH nach alpinen Herausforderungen, über erfolgreiche aber auch gescheiterte Erstbesteigungen in den 1930ern bis hin zur Gegenwart zu den heutigen Ausprägungen des Profi- u. Amateur-Alpinismus, der sich in Stil, Schnelligkeit und Schwierigkeitsgrad deutlich von damals abhebt.

Geschickt paart der Autor dabei Chroniken und Porträts der Protagonisten mit spannenden Berichten und Überlieferungen von Zeitzeugen in den einzelnen Kapiteln. Diese sind übersichtlich und schematisch aufgebaut: Von den Versuchen, über ein Kapitel der Erstbegehungen, zu den Wiederholern, Alleingängern und Frauenbegehungen, gelangt der Leser zu Winterbesteigungen. Ein Kapitel ist den großen Dramen und Unfällen an den drei Wänden gewidmet. Man denke dabei an das tragische Schicksal der Seilschaft um Toni Kurz in der Eiger Nordwand im Juli 1936 oder die erfolgreiche Rettung von Claudio Corti im August 1957. Der Autor geht dabei auch auf den selbstlosen Einsatz der Bergretter ein und spannt einen Bogen der Entwicklungsgeschichte der Bergrettung bis heute.

Ein weiteres Kapitel handelt von den Anstrengungen und Unternehmungen ambitionierter Amateure und (Normal-)Bergsteiger an den drei Wänden bis in die heutige Zeit. Danach folgt der Autor den Spuren der erfolgreichen Bergsteiger, die die Nordwände als Prüfstein für die Besteigung weiterer Weltberge im Himalaja nutzten.

Ein weiteres Kapitel ist der Statistik und weiteren Porträts geschuldet: "Schnell und schwer - Profis, Stile und Rekorde". Das letzte Kapitel des spannenden Werkes beleuchtet die Art der Auseinandersetzung der heutigen Bergjugend mit den Nordwänden.

In der Mitte des Buches hat Uli Auffermann auf mehreren Seiten eine beachtliche Sammlung von Fotografien quer durch die Geschichte rund um die drei Nordwände zusammengestellt. Beim Anblick der damaligen Ausrüstung der Bergsteiger und dem Wissen, dass diese oft über mehrere Tage in der Wand biwakierend festhingen, steigt natürlich nochmals der Respekt und die Hochachtung vor der Leistung dieser bergsteigenden Pioniere. Dabei kann sich jeder selbst ein Bild machen, wie hoch die damaligen Leistungen mit einer heutigen Speed-Durchsteigung der Nordwand unter 3 Std zu vergleichen sind.

Ein tolles Buch von Uli Auffermann, der damit Andenken und Verdienst vieler alpinen Pioniere um die Entwicklung des Alpinismus in den Alpen, im Besonderen den "letzten drei Problemen", in Einklang bringt mit der Gegenwart.

2011, Bruckmann Verlag, ISBN 978-3765456268, 224 Seiten (geb. Ausgabe), 19,95 €
Für weitere Informationen: Bruckmann-Verlag


Buchbesprechung vom 22.12.2011 © Oliver Weindorf


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