"Allgäuer Bergfieber: Bergsteigergeschichte(n) einer rauen Region"

Das Buch "Allgäuer Bergfieber: Bergsteigergeschichte(n) einer rauen Region" von Uli Auffermann ist im Bruckmann Verlag erschienen.

Das Allgäu gilt als lieblich - jedoch kann es auch anders! Einmal mehr liefert der Autor Uli Auffermann einen eindrucksvollen Beweis für seine Liebe zu den Allgäuer Alpen. In seinem aktuellen Buch "Allgäuer Bergfieber" zeigt er das Allgäu als echtes Bergsteigerland, abenteuerlich und rau. Er vermittelt in vielen interessanten Geschichten Allgäuer Alpingeschichte von der Erschließung der Allgäuer Alpen z.B. durch Hermann von Barth bis hin in die Gegenwart zu den "jungen Allgäuer Kletterern" wie z.B. Florian Jehle. Er bewahrt die alpinen Pioniere der Allgäuer Berge vor der Vergessenheit. Selbst die Bewohner der Allgäuer Gebirgsorte dürften in dem vorliegenden Werk noch viel Unbekanntes über Ihre Heimat erfahren. Oder wusstet Ihr, dass der legendäre Hüttenwirt der Mindelheimer Hütte Jochen Krupinski ein eigenes Kochbuch herausgegeben hat?

Ein kurzes Geleitwort von Trudl Heckmair, der Frau des verstorbenen Allgäuer Bergsteiger Pioniers und langjährigen Freundes des Autors, Anderl Heckmair, eröffnet das unterhaltsame Lesebuch. In vielen Kapiteln wird der Name Anderl Heckmair auftauchen, der bis zum Schluss in der Bergwelt seiner Oberstdorfer Heimat unterwegs war.

Uli Auffermann geht bei seiner Entdeckungsreise durch die Allgäuer Alpen systematisch vor. In den nach markanten Berggruppen abgefassten Kapiteln, werden neben deren charakteristischen Mermalen zunächst die alpinen Erschließer vorgestellt. Vom Bau von Unterkünftshäusern, über das Bergrettungswesen und die Erschließung von Wegnetzen bis hin zur neuzeitlichen Geschichte, läuft so durch jedes Kapitel ein roter Faden. Aufgelockert werden die Geschichten durch überliefertes Bildmaterial, das in dieser Konzentration zur Geschichte des Bergsteigens im Allgäu sicher einzigartig sein dürfte. Ergänzt werden die jeweiligen Berggruppen dann noch mit Anregungen und ausgewählten aktuellen Tourenvorschlägen.

Das erste Kapitel beginnt mit dem Tor zum Allgäu, dem Grünten, Stuiben und der Hörnergruppe. Mit Carl Hirnbein und dem Bau des Grüntenhaus beginnt die Zeitreise Mitte des 18. Jahrhunderts. Damit wurde praktisch die touristische Erschließung des Allgäus und dessen einzigartiger Berge eingeläutet. Mit dem Bau von Unterkunftshäusern kamen die ersten Bergsteiger und Kletterer, im Winter die ersten Skitourengeher. Wer weiss heute noch, dass der Kemptner Arzt Dr. Max Madlener der Erfinder des Steigfells ist? Er wagte sich im Februar 1897 als Erster mit seinen Brettern auf den Stuiben. Im weiteren Verlauf folgt auch ein kurzer Abschnitt über die Gründung des Skiclubs Sonthofen. Als aktuellen Tourentipp schlägt Uli Auffermann die Besteigung des Grünten, des Stuiben und des Säuling vor.

Die weiteren Kapitel:
Pioniertaten mit Expeditionscharakter: die Hornbachkette
Neben Hermann von Barth, dem ersten Hochtourist des Allgäus, Anton Spiehler - dem Vater der Allgäuer Höhenwegen, Josef Enzensperger mit sportlicher Ausrichtung wird auch die Geschichte vom jungen Bergführer Willi Wechs mit seinen wichtigsten Stationen aufgeführt. Im März 1941 leitete Wechs eine Unternehmung mit echtem Expeditionscharakter: die Durchquerung der Hornbachkette, die über 12 Gipfel verlief. Eine solch alpine Großtat hätte sicher größeres Echo erhalten, wenn Sie in den Ostalpen erfolgt wäre. Wechs hatte damit die Erfahrung gelehrt, dass direkt vor der eigenen Haustür mit etwas Kreativität und vor allem im Winter, in der stillen Jahreszeit, all das zu finden sei, was großen, intensiven Alpinismus in seiner Essenz ausmacht. Daneben bringt Uli Auffermann immer wieder lokale Persönlichkeiten ins Spiel, z. B. eine Episode mit Florian Kerber, Bergführer aus Bach im Lechtal.

  • Wild zerfurchtes Felsenland: die Wolfebnerspitzen
  • Das Matterhorn des Allgäu: im Schatten des Hochvogels
  • Im Felsenreich der Kletterer: die Tannheimer Berge
  • Alpines Treiben hoch über dem Retterschwangtal: im Nebelhorngebiet
  • Im Herzen der Allgäuer Alpen: Trettach, Mädelegabel und die anderen Großen
  • Steilfels und grasgrüne Himmelsleitern: hoch über dem Oytal
  • Die Königin - sonderbar und charismatisch: Höfats
  • Vom Fellhornkamm bis zum Widderstein: zwischen Stillach und Walsertal
  • Aussicht bis zum schwäbischen Meer: ganz im Westen
  • Epilog: der Alpinismus lebt

Im Rahmen meiner Buchbesprechung ist es mir unmöglich, auf die ganze Fülle dieses komplexen Werkes der Alpingeschichte der Allgäuer Alpen einzugehen. Zusammenfassend kann gesagt werden: Sei es die Erschließung von Kletterrouten an den Wolfebnerspitzen mit Hans Lobenhoffer, von der Idee bis zur Errichtung der Hermann-von-Barth-Hütte, Bilddokumente zum Bau des Jubiläumsweges, Edelweissdiebe, von der Blumenwacht zur Bergwacht oder die Begleitung von Jürgen Schafroth und Gerhard Baur bei Filmarbeiten - das Buch vermittelt lebendig alles Wissenswerte rund um das Allgäuer Bergsteigen, sommerliche wie winterliche Alpingeschichte, bis ins Heute.

Robert Jasper (geb. 1968), Profi-Bergsteiger und Extremalpinist: "Gerade die Touren die wir im Allgäu gemacht haben, sind die wirklichen Abenteuertouren. Die Art des Kletterns im Allgäu ist für mich echtes Abenteuerklettern."

Vielen Dank für dieses umfassende Werk. Ich kann dieses Buch wirklich nur jedem empfehlen, der sich etwas für die Geschichte der Allgäuer Alpen interessiert.


Buchbesprechung vom 07.01.2011 © Oliver Weindorf


Fenster in die Allgäuer Alpen



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